Erbschaftsteuer
Ein Erbfall ruft den Staat in Gestalt des Erbschaftsteuerfinanzamts auf den Plan. Bei einem Erbfall ist normalerweise innerhalb einer Frist von 3 Monaten ab Kenntnis vom Erbfalls der Anfall der Erbschaft dem Finanzamt anzuzeigen. Das ist allerdings nicht notwendig, wenn ein Testament oder Erbvertrag von einem deutschen Gericht eröffnet worden ist, aus dem sich das Verhältnis des Erben zum Erblasser zweifelsfrei ergibt.
Freibeträge und Steuerklassen
Freibeträge und Steuertarife im Erbschafts- und Schenkungssteuerrecht nach den Reformen 2009, 2010 und 2011
Freibeträge und Persönliche Freibeträge
Auffallend bei der Neufassung der Freibeträge und Tarife ist, dass der Gesetzgeber die Erwerber der Steuerklasse I begünstigt und die der Steuerklassen II und III benachteiligt. Zwar werden die Freibeträge für sämtliche Erwerber erhöht, jedoch in unterschiedlichem Umfang.
Im Vergleich der neuen Freibeträge zu dem bisherigen Recht stellt sich das wie folgt dar:
Steuerklasse |
bisher |
neu |
|
I |
Ehepartner u. gleichgeschl. eingetragener Lebenspartner |
307.000 |
500.000 |
I |
Kinder, Stiefkinder |
205.000 |
400.000 |
I |
Enkel und „Stiefenkel“ |
51.200 |
200.000 |
I |
Eltern u. Großeltern im Todesfall |
51.200 |
100.000 |
II |
Eltern u. Großeltern bei Schenkung Geschwister, Nichten, Neffen |
10.300 |
20.000 |
III |
Alle Übrigen |
5.200 |
20.000 |
Beschränkt Stpfl. |
1.100 |
2.000 |
Es fällt auf, dass sich die Freibeträge in der Steuerklasse I wesentlich erhöht haben.
Achtung: Rückwirkende Gleichstellung eingetragener Lebenspartner mit Ehegatten hinsichtlich der Anwendung der Steuerklasse I für nach dem 31.7.2001 erfolgte Erwerbe sowie rückwirkende Anwendung der persönlichen Freibeträge sowie des besonderen Versorgungsfreibetrags für nach dem 31.7.2001 und vor dem 1.1.2009 erfolgte Erwerbe für alle noch nicht bestandskräftigen Bescheide (Umsetzung der Entscheidung des BVerfG vom 21.7.2010, 1 BvR 611/07, 1 BvR 2464/07)
Sachliche Freibeträge
Nur relativ gering verändert worden sind die sachlichen Freibeträge:
Gegenstand |
alt |
neu |
in Steuerklasse I und eingetragene gleichgeschl. Lebenspartner Hausrat andere bewegliche körperliche Gegenstände
|
41.000 10.300 |
41.000 12.000 |
in Steuerklasse II und III für Hausrat pp.
|
|
|
Steuertarif
Die Steuersätze sind im Bereich der Steuerklassen II und III, wie bereits ausgeführt, massiv erhöht worden. Für Erbfälle ab dem 1.1.2010 wurden die Steuersätze für die Steuerklasse II reduziert.
Erbschaft/Schenkung bis EUR |
Steuerklassen |
|||||||
I |
II |
III |
||||||
alt |
neu |
alt |
neu |
alt |
2009 |
ab 2010 |
alt |
neu |
52.000 |
75.000 |
7 % |
7 % |
12 % |
30 % |
15 |
17 % |
30 % |
256.000 |
300.000 |
11 % |
11 % |
17 % |
30 % |
20 |
23 % |
30 % |
512.000 |
600.000 |
15 % |
15 % |
22 % |
30 % |
25 |
29 % |
30 % |
5.113.000 |
6.000.000 |
19 % |
19 % |
27 % |
30 % |
30 |
35 % |
30 % |
12.783.000 |
13.000.000 |
23 % |
23 % |
32 % |
50 % |
35 |
41 % |
50 % |
25.565.000 |
26.000.000 |
27 % |
27 % |
37 % |
50 % |
40 |
47 % |
50 % |
darüber |
darüber |
30 % |
30 % |
40 % |
50 % |
45 |
50 % |
50 % |
De facto gab es nach der Reform per 2009 keinen Unterschied mehr zwischen der Steuerklasse II und III. Nachvollziehbare Gründe warum hier eine Trennung aufrecht erhalten worden ist, sind nicht bekannt. Mit dem Regierungswechsel 2009 wurde dies nun korrigiert, wenn auch nicht rückwirkend, so doch für alle Fälle nach dem 31.12.2009.
Tendenziell dürfte dies zur Zunahme von Erwachsenenadoptionen führen, um die steuerlichen Rahmenbedingungen zu verbessern. Nichtehelichen Lebenspartnern ist – wie bereits bisher – zu raten, zu heiraten.